Die funktionelle Einheit „Schulter“ besteht aus mehreren Gelenken und Weichteilstrukturen, welche auf komplexe Weise zusammenarbeiten. Die wichtigste Komponente dieser Einheit ist das Schultergelenk selbst.

Es handelt sich um ein Kugelgelenk, welches ein grosses Ausmass an Bewegungen in allen Richtungen zulässt. Das Schulterblatt bildet die Pfanne, der Oberarmkopf die Kugel. Das Gelenk wird einerseits passiv durch die Gelenkkapsel stabilisiert, deren Bänder von einer Gelenklippe am Pfannenrand entspringen. Andererseits hält ein kräftiger Muskelmantel (insbesondere die Sehnenkappe der Rotatoren­­manschette) die Kugel in der Pfanne und gewährleistet die aktive Funktion des Gelenks.

Die Strukturen des Schultergürtels verbinden das Schultergelenk und somit auch den Arm mit dem Rumpf.
Die Schulter ist durch ihre hohe Funktionalität, die unsere Arm- und Handbewegung überhaupt erst zulässt, konstant in Bewegung. Probleme im Schultergelenk können daher sehr unterschiedliche Ursachen und vielseitige Symptome haben. 

Häufige Krankheitsbilder

Die Rotatorenmanschette ist eine Muskelsehnenkappe bestehend aus vier Muskeln, welche den Oberarmkopf spangenförmig umschliessen. Eine oder mehrere Sehnen können ansatznahe abreissen und zu Schmerz und Kraftverlust führen. Derartige Risse können als Folge einer Verletzung oder im Rahmen von Gelenkverschleiss geschehen.

Therapie


Manche Risstypen lassen eine nicht-operative Behandlung zu. Bei anderen Rissen muss jedoch eine Operation erfolgen. Meist handelt es sich hier um einen Eingriff, bei dem offen oder in Schlüssellochtechnik die abgerissene Sehne an ihren Ursprungsort refixiert werden soll. Die Nachbehandlung ist aufwendig und soll ein Einheilen der genähten Sehne gewährleisten. Bei Rissen, welche nicht mehr rekonstruierbar sind, besteht eventuell die Möglichkeit, die Schulterbeschwerden mit einem arthroskopischen Débridement oder gar der Implantation einer Umkehrprothese zu behandeln.

Bei einem Impingement- oder Einklemmungssyndrom handelt es sich um eine Reizung der Weichteilstrukturen zwischen Schulterdach und Oberarmkopf. Dies führt zu Schmerzen bei Bewegung des Armes.

Therapie


Oft kann dieses Problem mit entzündungshemmenden Massnahmen und Physiotherapie angegangen werden. Häufig ist jedoch eine operative Behandlung im Sinne einer subakromialen Dekompression notwendig. Bei dieser Operationsmethode wird der gereizte Schleimbeutel in Schlüsseltechnik entfernt und der eingeengte Raum unter dem Schulterdach in Défilée-Technik erweitert. Auf diese Weise haben die Weichteilstrukturen wieder genug Platz, sodass die Entzündung sich beruhigen kann. Andere Schultererkrankungen (z.B. Rotatorenmanschettenriss oder die Tendinitis calcarea) können ebenfalls zu Impingement-Symptomen führen. Die ursächliche Behandlung kann sich dann unterscheiden.

Ein Schultergelenk kann aus der Pfanne auskugeln. Meist passiert dies durch eine Verletzung. Dabei kann es zu erheblichen Folgeschäden an den stabilisierenden Strukturen des Schultergelenks kommen. Eine chronische Instabilität kann sich entwickeln. Eine generelle Bandlockerheit kann dieses Problem noch zusätzlich begünstigen.

Therapie


Wenn eine Luxation passiert, muss ein umgehendes, notfallmässiges Wiedereinrenken des Gelenks erfolgen. Die langfristige Folgebehandlung richtet sich dann nach vielen Faktoren. Bleibt das Gelenk nach einer vorübergehenden Phase der Ruhigstellung und anschliessenden physiotherapeutischen Mobilisation stabil, kann auf eine Operation verzichtet werden. Bleibt jedoch eine Instabilität bestehen, wird eine chirurgische Stabilisierung notwendig. Faktoren, die dies beeinflussen können, sind zum Beispiel Strukturschäden (knöcherne Verletzungen an Pfanne und Oberarmkopf, Abrisse der Gelenklippe etc.), generelle Bandlockerheit und hoher sportlicher Leistungsanspruch. Es stehen je nach Ursache ein Spektrum von Weichteil- und knöchernen Stabilisierungsoperationen zur Verfügung.

Die Kalkschulter (Tendinitis calcarea) ist eine Erkrankung der Rotatorenmanschette bei der es zu Kalkeinlagerung ins Sehnengewebe kommt. Diese Kalkdepots können zu ausgeprägten Schmerzen führen. Ursache hierfür ist ein entzündlich-degenerativer Prozess, der meist wellenförmig auftritt.

Therapie


Manchmal kann eine konservative Behandlung mit entzündungshemmenden Massnahmen den Patienten wieder in ein beschwerdefreies Intervall überführen. Bei grossen Kalkdepots oder ausgeprägtem Leidensdruck wird jedoch eine operative Behandlung notwendig. Dann wird das Kalkdepot in Schlüssellochtechnik arthroskopisch aus der betroffenen Sehne ausgeschält und somit der Grund der Entzündung entfernt.

Die Capsulitis adhaesiva oder entzündliche Schultersteife ist eine Erkrankung der Gelenkkapsel, welche in Phasen voranschreitet. Sie beginnt mit einer äusserst schmerzhaften Entzündung, welche in der Folge dann zu einem Einsteifen des Gelenks führt. Auch wenn die schmerzhafte Entzündungsphase schon lange überwunden ist, kann das Erlangen der Beweglichkeit oft Monate in Anspruch nehmen.

Therapie


Das Ziel der nicht-operativen Behandlung ist es, den Krankheitsverlauf zu verkürzen und vor allem die schmerzhafte Entzündungsphase möglichst rasch zu beenden. Mit anschliessender Physiotherapie kommt es mit der Zeit meist zum Ausheilen der Erkrankung, ohne dass operiert werden muss. In seltenen, hartnäckigen Fällen muss die Gelenkkapsel jedoch chirurgisch gelöst werden.

Das Acromioclaviculargelenk ist das Schultereckgelenk des Schultergürtels. Es wird einerseits vom Schulterblatt, andererseits vom Schlüsselbein gebildet. Im Rahmen von Verletzungen z.B. bei einem Velosturz können die Bandstrukturen gesprengt werden.

THERAPIE


Niedriggradige Verletzungen heilen unter konservativer Behandlung wieder aus. Bei hochgradigen Läsionen mit grosser Instabilität kann jedoch eine operative Stabilisierung notwendig werden. Es stehen je nach Art der Verletzung eine vorübergehende Fixation mit Hakenplatte oder arthroskopisch-assistierte Verfahren mit Flaschenzugsystemen zur Verfügung.

Geht die knorpelige Gleitschicht in einem Gelenk durch Verschleiss verloren, spricht man von Arthrose. Dieses Problem kann auch in der Schulter auftreten. Schmerzen und Verlust von Beweglichkeit und Funktion können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.

THERAPIE


Sind die konservativen Therapien ausgeschöpft, kann ein Gelenkersatz mit Prothese notwendig werden. Bei einer herkömmlichen Schultergelenksarthrose kann die Implantation einer anatomischen Prothese erfolgen, da die intakte Sehnenkappe die Prothese in der Pfanne stabilisiert. Besteht jedoch eine Arthrose als Folge einer erheblich geschädigten Rotatorenmanschette, kann nur eine Umkehrprothese die Schulter wieder stabil und aktiv bewegbar machen.

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